Phytohormone: nicht nur für die Wechseljahre
Wo kommen Pflanzenhormone her?
Die Pflanzenhormone werden von der Wissenschaft in drei Gruppen eingeteilt: Flavonoide, Lignane und Indolcarbinole. Zu den Flavonoiden gehören Flavone, Isoflavone und Coumestane.
Hauptlieferanten für Isoflavone sind Soja und andere Hülsenfrüchte sowie Rotklee. Lignane sind in größeren Mengen vor allem in Leinsamen, Kürbiskernen und Getreide enthalten.
Untersuchungen zeigen, dass Menschen, bei denen viele Sojaprodukte auf dem Speiseplan stehen, hohe Konzentrationen der östrogenwirksamen Isoflavone Daidzein und Genistein im Blut aufweisen. Dies ist z.B. in ostasiatischen Ländern der Fall.
Deshalb wird immer wieder berichtet, dass es im Japanischen keine Vokabel für Wechseljahrsbeschwerden gebe. Anscheinend gleichen die Soja-Isoflavone das Absinken der körpereigenen Östrogenproduktion aus.
Hopfen, d.h. auch Bier, und die Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) haben ebenfalls eine östrogenartige Wirkung.
Pflanzliches Progesteron (Gestagen) kommt aus der Yamswurzel und dem Mönchspfeffer (Agnus castus). Es ist chemisch mit dem menschlichen Progesteron identisch - und nicht nur ähnlich.
Als Quellen für androgen (männlich) wirksame Pflanzenhormone werden Ginseng und die schottische Pinie genannt.
Vor- und Nachteile
Im Zuge neuerer Studien über die Risiken einer Hormonersatztherapie in den Wechseljahren werden Phytohormone häufig als Alternative empfohlen. Sie sollen die gleichen positiven Wirkungen haben wie künstliche Östrogene - aber nicht die Nebenwirkungen.
Das liegt offenbar daran, dass pflanzliche Östrogene an den Östrogen-Rezeptoren schwächer wirken als "echte" Östrogene oder auch ihre künstlichen Varianten. Sie können also durchaus einen Mangel ausgleichen. Dafür ist allerdings eine hohe Zufuhr - und Geduld - nötig.
Wenn dagegen zu viel "echte" Östrogene vorhanden sind, werden diese in ihrer Wirkung blockiert, da die Rezeptoren von den Phytohormonen besetzt sind. So werden unerwünschte Wirkungen von zu vielen Östrogenen vermieden.
Denn schließlich kann ein Zuviel an Östrogenen auch Krebserkrankungen, insbesondere Brustkrebs, fördern. Dementsprechend haben pflanzliche Östrogene einen Brustkrebs verhindernden Effekt.
Als Beleg dafür berichten Wissenschaftler, dass das Brustkrebsrisiko in Japan (wo viel Soja verzehrt wird) deutlich niedriger ist als etwa in den USA. Allerdings ist es aufgrund der schwächeren Wirkung schwierig, eine wirksame Dosis für Phytohormone anzugeben.
Pflanzenhormone nutzen
Pflanzliches Progesteron kommt weniger in den Wechseljahren zum Einsatz, sondern bei einem anderen typischen Frauenleiden: dem Prämenstruellen Syndrom (PMS), denn dieses wird durch einen Progesteronmangel ausgelöst.
Frauen, die unter den typischen Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen und Spannen in der Brust leiden, werden daher Präparate mit Mönchspfeffer oder Yamswurzel empfohlen.
Auch die pflanzlichen Östrogene, vor allem die aus Soja, Rotklee und Traubensilberkerze, sind in der Apotheke erhältlich. Ihre positiven Effekte lassen sich offenbar sowohl bei innerlicher als auch bei äußerlicher Anwendung nutzen.
Sibirischer Rhabarber gehört ebenfalls zu den Heilpflanzen, die einen positiven Einfluss auf Wechseljahresbeschwerden haben. Die in der Wurzel enthaltenen Hydroxystilbene üben ebenfalls eine östrogenartige Wirkung aus. Zur natürlichen Behandlung von klassischen Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Stimmungsschwankungen wird ein standardisierter Trockenextrakt verwendet.
Vielfach enthalten die Präparate eine Kombination aus mehreren hormonwirksamen Pflanzen oder auch zusätzliche Vitamine, Mineralien und Spurenelemente.
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